«Manchmal findet eine Behandlung vor dem Puppenhaus statt»
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin sowie Standortleiterin Alexia Moser ist Mutter von drei Kindern und weiss genau, worauf es bei der Betreuung von Familien ankommt. Wieso ihr Berufswunsch schon immer klar war und wie auch im Gesundheitswesen Materialien recycelt werden können, erzählt sie im Interview.
Das Wichtigste vorweg: Was ist dein Geheimrezept, dass die kleinen Patient:innen gerne zu dir kommen?
Ich nehme mir Zeit, bleibe ruhig und passe die Sprechstunde auf die Bedürfnisse der Kinder und Eltern an. So kommt es vor, dass wir erst ein Büchlein anschauen oder während der Sprechstunde am Boden vor dem Puppenhaus sitzen. Es ist wichtig, auf spielerische Art und Weise mit dem Kind in Kontakt zu treten und Geduld zu haben. Zudem tragen wir keine weissen Kittel, sondern arbeiten in Alltagskleidung, das macht sehr viel aus.
Und wie gewinnst du das Vertrauen der Eltern?
Insbesondere wenn es das erste Kind ist, bestehen oft Unsicherheiten und es braucht viel Empathie. Die Eltern geben ihr Liebstes in fremde Hände und müssen sich darauf verlassen können, dass die Person auch das Richtige macht. Dass ich selbst Mami bin und aus Eigenerfahrung sprechen kann, hilf hier sehr. Ich verstehe die Sorgen und Ängste, nehme sie ernst.

Gerade Kleinkinder können noch nicht sagen, wo es weh tut. Wie gehst du das an?
Mütter und Väter haben ein intuitives Gefühl, das oft stimmt. Deshalb versuche ich, gemeinsam einen Weg zu finden. Und natürlich muss ich auch ehrlich sein, wenn ich nicht direkt weiss, was dem Kind fehlt. Auch das darf man als Fachperson sagen.
War Kinderärztin schon immer dein Berufswunsch?
Genau, schon als kleines Kind wollte ich Kinderärztin werden. Ich wurde selbst früh operiert und hatte nicht die besten Erfahrungen mit den Ärzten damals gemacht. Mir war klar: «Das mache ich besser».
Und entspricht deine Vorstellung und Erwartungshaltung der Realität als Kinderärztin?
Auf jeden Fall. Ich schätze die Interaktion mit den Kindern und Eltern sehr. Wir betreuen die Familien oft über viele Jahre, gerade dann, wenn es mehrere Geschwister sind. Wir sehen, wie die Kinder und die ganze Familie sich entwickeln. Das ist sehr schön.

Und weshalb arbeitest du genau hier in Volketswil?
Ich bin Zürcher Oberländerin und habe das Gesundheitszentrum Flor Volketswil mitaufgebaut. Zuerst habe ich am Hauptstandort in Uster gearbeitet und nach der Eröffnung 2019 hierher gewechselt. Den Standort im Inside finde ich toll. Ich schätze es, dass wir nicht irgendwo in einer isolierten Praxis, sondern Teil eines Ganzen sind. Ausserdem sind wir auch Schulärzte der Stadt Volketswil und führen die Schuluntersuchungen der Mittel- und Oberstufe durch. Auch fürs Durchgangszentrum Volketswil sowie für diverse Kindertagesstätten sind wir erste Anlaufstelle. All das bringt viel Abwechslung in den Arbeitsalltag.
Was ist eure Expertise hier in der Zweigstelle Volketswil?
Wir arbeiten eng mit Uster zusammen. Gemeinsam haben wir ein breites Spezialist:innen-Netzwerk. So ist beispielsweise regelmässig eine Kinderernährungsberaterin im Haus, während in Uster Orthopäd:innen, Kardiolog:innen, Allergolog:innen und Pneumolog:innen für Kinder das Team verstärken. Hier im Gebäude befinden sich zudem eine Physiotherapie und eine Augenarztpraxis, an die wir bei Bedarf überweisen. Wir kennen einander und die Zusammenarbeit funktioniert sehr unkompliziert und gut. Und die Eltern schätzen es, wenn die Spezialist:innen in der Nähe oder gar der Praxis angeschlossen sind.
Kommt es auch mal vor, dass ihr Notfälle aus dem Inside behandelt?
Bisher ist das zum Glück nicht vorgekommen und ich hoffe, das bleibt so. Wenn es aber mal einen Kindernotfall gibt, jemand eine Schnittverletzung oder eine allergische Reaktion hat, sind wir selbstverständlich für eine Erstversorgung da.

Wie ist der Austausch mit den anderen Mieter:innen im Inside?
Wir kennen einander, sehen einander in den Shops oder im Lift. Da werde ich auch immer wieder mal nach einem medizinischen Ratschlag gefragt. Es ist ein sehr entspanntes Miteinander. Das schätze ich sehr.
Bist du auch privat im Inside anzutreffen?
Wenn es die Zeit erlaubt, gehen wir gerne in der Pause im Konshi oder im Costa Viola Mittagessen. Und für meine Kinder gehe ich sehr gerne in die Müller Drogerie für Bastelware und Geschenke oder in den H&M, um die Garderobe wieder aufzustocken. Und wenn ich mal richtig Zeit habe, dann genehmige ich mir natürlich auch mal einen Besuch beim Coiffeur.
Wie stehst du privat und beruflich zum Thema Nachhaltigkeit?
Ich bin sehr gerne in der Natur und gebe ihr Sorge. Ich finde, wir alle müssen unseren Beitrag leisten. Aus beruflicher Sicht gibt es in der Medizin sehr viele Richtlinien und dabei wenig Spielraum, sodass oft Einwegmaterialien eingesetzt werden. Allerdings gibt es in der Schweiz regelmässig Aktionen, dass Instrumente aufsterilisiert und in Entwicklungsländer geschickt werden. Daran beteiligen wir uns wenn möglich.
Über das Gesundheitszentrum Flor in Volketswil
Im Gesundheitszentrum Flor wird dank einem breiten Expert:innen-Netzwerk und viel Menschlichkeit sichergestellt, dass sich die ganze Familie gut aufgehoben fühlt. Vertrauen, Geduld und freundliche Gesichter leisten dazu einen wesentlichen Beitrag.